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Land in Sicht e. V.    -  Konzept und Geschichte

(Dieser Text gibt den Stand des Projekts im Jahr  1999 wieder - die Telefonnummern und Daten und auch der Spendenaufruf im letzten Absatz sind nicht mehr aktuell !)

 

   

 

Auf dieser Seite können Sie sich, anhand einer Selbstdarstellung aus dem Jahr 1999, über die Ziele und Geschichte des Vereins Land in Sicht e. V. informieren. Das Projekt ist inzwischen Geschichte,  die Projekte in der Uckermark bestehen aber weiter unter anderer Trägerschaft.

 

 

Land in Sicht e. V. ist 1989  entstanden als Initiative aus dem "KommRum" heraus, einem "Treffpunkt für Normale und Verrückte" in Berlin-Friedenau.

Hier können sie sich als pdf-Datei das (inzwischen vergriffene) Buch von Hans Luger "KommRum - Der andere Alltag mit Verrückten", Psychiatrieverlag Bonn 1989 herunterladen. Darin ist das Konzept und der lebendige Alltag im KommRum beschrieben, der schließlich zur Idee des Projekts "Land in Sicht" geführt hat.

 

Und hier können Sie sich als Word-Dokument unser erstes Konzept aus dem Jahr 1990 ansehen, Dieses Konzept ist entstanden, als wir von Wendtshof noch nichts wussten, aber viele gute Vorsätze und unendlich viel Elan hatten. Eine ganze Menge davon haben wir ja, trotz aller Abstriche, die die Realität verlangt hat, tatsächlich verwirklicht - dieser Erfolg hat aber letztlich dazu geführt, dass unser kleiner Verein das Erreichte verwaltungsmäßig auf Dauer nicht mehr bewältigen konnte.


Ein selbstbestimmtes, aktives und menschenwürdiges Leben ist auch für psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen möglich!

 

Ziele des Vereins

Land in Sicht e. V. stellt sich der Aufgabe, für Menschen mit seelischen Problemen neue, auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnittene Beschäftigungsfelder zu schaffen, die es ihnen erlauben zu zeigen, was in ihnen steckt. Zu Land in Sicht gehören

* Menschen, die selbst schon wegen ihrer seelischen Probleme Patienten in einer psychiatrischen Klinik gewesen waren und jetzt Lust hatten zu zeigen, was sie unter geeigneten Bedingungen zu leisten imstande sind

* Menschen, denen zwar ein Psychiatrieaufenthalt erspart geblieben war, die aber erfahren haben, was es heißt, in einer Leistungsgesellschaft nicht voll zu funktionieren, und die sich eine Umgebung wünschten, wo sie als Person geschätzt werden und nicht nur ihre Verwertbarkeit zählt

* und Menschen, die zwar in ihren bürgerlichen Berufen funktionierten (als Fachkräfte in sozialen oder technischen Berufen), die aber den Traum von einer Alternative zum anonymen Leben in der Großstadt, den Traum von einem sozialen Zusammenhang mit möglichst wenig Ellenbogen noch nicht aufgegeben hatten.

Ein gemeinsames Projekt von "Normalen" und "Verrückten" wollten sie schaffen, ein Modell, wie man auch heute schon das Zusammenleben und Zusammenarbeiten mit Menschen, die unter seelischen Problemen leiden, so gestalten kann, dass beide Seiten in ihrer Lebensqualität davon profitieren. Inzwischen ist mit viel persönlichem Einsatz schon einiges davon verwirklicht. Das möchten wir mit diesem Informationsblatt zeigen. Aber es bleibt noch viel zu tun. Aber die öffentlichen Kassen sparen, wo es nur geht, und konzentrieren sich auf ihre Pflichtaufgaben und den Erhalt des bestehenden Angebots. Neue, innovative Projekte brauchen daher zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten: Spenden, Bußgelder, ehrenamtliche Hilfe.

 

Grundprinzipien unseres Projekts

Ökologie:

Bei der gemeinsamen Arbeit an einer Aufgabe, die sich der Erhaltung und Pflege der natürlichen Umwelt widmet, spiegelt sich sich das Thema der eigenen Schutzbedürftigkeit und Verletzlichkeit von seelisch behinderten Menschen wider. Ein ökologisches Verständnis von Gesellschaft, von der wechselseitigen Abhängigkeit der scheinbar "Starken" und "Schwachen", von der Wichtigkeit eines jeden Mitglieds und seiner Rolle im Gesamtgefüge schafft neues Selbstbewusstsein für die, die sich bislang ausgegrenzt fühlten.

Aktivität:

Menschen mit seelischen Problemen kommen besser mit sich und anderen zurecht, wenn sie die Möglichkeit erhalten, aktiv zu sein, etwas bewegen zu können, Verantwortung zu übernehmen und dadurch wichtig zu sein und anerkannt zu werden. Da ihr Aktivitätsbedürfnis in den Institutionen, in denen sie bisher betreut wurden, nicht unbedingt gefördert wurde, brauchen sie oft lange Zeit und geduldige Unterstützung, bis sie sich wieder etwas zutrauen Verantwortung für andere: Die Mitglieder des Vereins sorgen nicht nur für sich selbst, sondern schaffen auch Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten für andere, die sich (z. B. als Langzeitpatienten in der Psychiatrie) bisher nicht selbst helfen können, und sie beteiligen sich am Aufbau der psychosozialen Pflichtversorgung in ihrer Region.

Ent-Institutionalisierung:

Je weniger institutionellen Charakter die Einrichtung, die Umgebung hat, in der jemand lebt, desto weniger wird er/sie sich als zu versorgender Patient und umso mehr als selbständiger, eigenverantwortlicher Mensch fühlen und verhalten. 

Einbindung in die Umgebung

Ausgrenzung lässt sich nicht beheben, indem man schöne neue Nischen schafft. Ein Integrationsprojekt muss sich auch in die vorhandene soziale Umgebung integrieren, Menschen aus der Region miteinbeziehen, sich einmischen und auseinandersetzen.

 

Der Anfang

Im Jahr 1991 erwarb der Verein in Wendtshof, einem Ortsteil der Gemeinde Wallmow in der Uckermark im nördlichen Brandenburg (nahe Prenzlau) einen verfallenen Gutshof, um ihn für die Vereinszwecke instand zu setzen, und begann, am Aufbau eines modernen gemeindenahen Versorgungsangebots für Menschen mit seelischen Problemen in der Region Prenzlau mitzuwirken. Die Vereinsmitglieder aus Berlin packten mit an und übernahmen Verantwortung. Viele siedelten sich vor Ort an, manche arbeiteten ehrenamtlich mit, andere schufen sich Arbeitsplätze im Rahmen des Projekts. Menschen aus Prenzlau und Umgebung kamen dazu, fanden Beschäftigung bei Land in Sicht e. V. im Rahmen von Sanierungs- und Rekultivierungsmaßnahmen und beim Aufbau von psychosozialen Einrichtungen. Für eine Reihe von ihnen entstanden Dauerarbeitsplätze, und sie sind heute maßgeblich an der weiteren Entwicklung des Vereins beteiligt - ein Beispiel für gelungene Ost-West-Integration

 

Die bisherige Bilanz 

Inzwischen kann man sagen: Das Gröbste ist geschafft, der Verein steht auf soliden Beinen und hat eine stabile Infrastruktur geschaffen! In Wendtshof selbst wurde im Jahr 1999 der letzte Bauabschnitt abgeschlossen. Seit Frühjahr 2000 haben 16 Menschen die Chance, mit intensiver Betreuung wieder den Weg zu einem selbständigen Leben zu finden . Eine Biogärtnerei und eine Abteilung für Landschaftsgestaltung auf dem eigenen Gelände bieten die Möglichkeit für die Wohnstättenbewohner, sich sinnvoll zu betätigen. Das alte Gutshaus wurde zu einem Gästehaus umgebaut, in dem neben "ganz Normalen" Gästen auch Menschen mit Psychiatrieerfahrung, die zu Besuch kommen, für kürzere oder längere Zeit im Projekt mitleben und sich aktiv betätigen können. Daneben leben hier weiterhin die Vereinsmitglieder, die das Projekt aufgebaut haben oder später dazu gestoßen sind, und die es weiterhin organisatorisch tragen und mit Leben füllen - zum Beispiel durch kulturelle Aktivitäten, durch internationale Jugendbegegnungen in Wendtshof, durch Feste, und durch Kontakte zu zahlreichen anderen Projekten in dieser Ecke von Brandenburg, die alle auf ihre höchst unterschiedliche Weise an der Umsetzung der gemeinsamen Idee, dem Aufbau einer Gesellschaft mit stärkerem sozialem Zusammenhalt, mitbauen. In Prenzlau entstanden unter dem Dach des Vereins in kurzer Zeit eine Kontakt- und Beratungsstelle, eine Therapeutische Wohngemeinschaft und eine Beschäftigungstagesstätte, und die Möglichkeit der zusätzlichen Einzelfallbetreuung für Menschen, für die dieses Angebot nicht reicht, wird gerade ausgebaut. In Berlin ist der Verein weiterhin mit einem Büro präsent. Es dient zum einen als Anlaufpunkt für die Menschen, die sich überlegen, ob sie in einem dörflichen Rahmen wie in Wendtshof mit ihrem Leben besser zurechtkommen könnten, oder die als zeitweilige Besucher oder als Teilnehmer der regelmäßigen Workcamps nach Wendtshof wollen. Außerdem gehen von hier Aktivitäten aus, auch in Berlin selbst Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit seelischen Problemen zu schaffen, und zwar speziell für die, die in den üblichen Einrichtungen (Werkstätten für Behinderte, Zuverdienstfirmen) sich nicht wohl fühlen und einen weniger verbindlichen Rahmen brauchen, um sich langsam wieder an ihre Fähigkeiten heranzutasten.

 

Finanzierung des Projekts

Die bisher geleistete Aufbauarbeit wurde ermöglicht durch Darlehen von Vereinsmitgliedern, durch Spenden und Mitteln aus Wohlfahrtslotterien, vor allem aber durch öffentliche Förderungen, insbesondere durch das Arbeitsamt, das Land Brandenburg und das Land Berlin. Die Einrichtungen, die auf diese Weise bisher geschaffen wurden, sind auch längerfristig in ihrer Existenz relativ gesichert durch Kostensätze und Zuwendungen des Landes Brandenburg. "Relativ" deswegen, weil dennoch jedes Jahr die Zuwendungen neu beantragt und erkämpft werden müssen, und weil die Kostensätze in der Regel nur bei Einrichtungen ab etwa 30 Betreuten die anfallenden Kosten decken können. Eine solche Größenordnung wollen wir für unsere Wohnstätte und unsere Beschäftigungstagesstätte nicht haben. Durch die damit verbundenen institutionellen Zwänge würde unser integrativer Ansatz und unser Bemühen, dem einzelnen Hilfebedürftigen als Person gerecht zu werden, ad absurdum geführt. Die Konsequenz dieser unserer Haltung: Das finanzielle Manko müssen wir durch erhöhten ehrenamtlichen Einsatz von Mitarbeitern und Vereinsmitgliedern wettmachen. Weit schwieriger stellt sich die Situation dar bei den Vereinsaktivitäten, die nicht durch entsprechende institutionelle Förderung abgesichert sind. Das umfasst alle die Bereiche, in denen Betroffene entsprechend ihrer Lust, Bereitschaft und Fähigkeit im Rahmen des Vereins auf der Basis von Selbsthilfe mitwirken und sich als kompetent erleben können, z. B. die regelmäßigen Workcamps, wo sie sich am weiteren Ausbau des Projekts beteiligen können - ohne formale Betreuung, ohne Verpflichtung, ohne Aktenführung. Wenn sie in dieser Zeit ihrer unentgeltlichen Mitarbeit beispielsweise in unserem Gästehaus wohnen, können wir ihnen, die in der Regel wenig Geld haben, meist von Sozialhilfe leben müssen, nicht noch die eigentlich anfallenden Kosten für die Unterkunft berechnen (Heizung, Strom, Einrichtung, Abzahlung des Kredits, der zur Renovierung aufgenommen werden musste). Für solche "freiwilligen", nicht gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen stehen in Zeiten knapper Kassen kaum staatliche Zuwendungen zur Verfügung. Gerade solche offenen, nicht geregelten Angebote und die damit verbundenen Begegnungen mit "Nicht-Betroffenen", schaffen aber für die Betroffenen oft erst die Freiräume, die sie brauchen, um von ihrer Krankenrolle wegzukommen und sich als ganze Menschen erleben zu können. Für die bei diesen Aktivitäten anfallenden Kosten, die der Verein nicht aus eigenen Mitteln und nicht alleine durch ehrenamtliche Arbeit erbringen kann, sind wir auf Spenden von außen und auf die Zuwendung von Bußgeldern angewiesen.

Spenden an Land in Sicht e. V. sind steuerlich absetzbar, und Land in Sicht e. V. ist beim Amtsgericht Berlin-Tiergarten in das Verzeichnis der gemeinnützigen Einrichtungen aufgenommen worden, die Bußgelder empfangen können. Weitergehende Informationen über Land in Sicht e. V. erhalten Sie im Berliner (030/8507 9801) oder im brandenburgischen Büro (039862/2145). Für persönliche Gespräche und für ausführliche Vorstellungen des Projekts, seiner praktischen Arbeit und seiner theoretischen Hintergründe stehen wir nach Absprache gerne zur Verfügung.

 

 

Letzte Aktualisierung der Seite am 28. 10. 2007